Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!
Tatort:Dorotheum Wien Vösendorf, die alljährliche Versteigerung klassischer Automobile.
Objekt der Begierde:
ein Mercedes Benz 280 SE Baujahr 1974, kaum Kilometer am Buckel, rostfrei und sogar mit Ausstattung.
Jedenfalls nutzten wir den brütend heißen Sommertag um die klimatisierten Räumlichkeiten des Dorotheums in Vösendorf zu genießen inkl. optischer Begleitung einiger alten Schönheiten wie z.b. ein Horch Cabriolet Bj. 1938 (ging um Sage und Schreibe 495.000 Euronen vom Tisch), Jaguar SS Bj. 1937 zum Preis eines Einfamilienhauses mit Pool, oder Porsche 911 S detto, aber ich schweife ab. Vor dem Eingang stand ein kleines Schlachtschiff der Marke Mercedes Benz, verchromt von oben bis unten, Schiebedach, Klimaanlage, und erst die Farbe. Nicht Erbsenspeibgrün auch nicht Gaggerlgelb, nein „Piniengrün“, schon der Name klingt schon als wäre er einem Liebesgedicht Nerudas entsprungen, und erst der Anblick. Müsste man das Aussehen einer wunderschönen Frau mit einer Farbe erklären: „ Piniengrün“ wäre die Antwort, einfach zum dahinknien schöne Farbe.
Nach der ungefähr 5ten Runde um das Auto, fragte meine Liebste verzweifelten Blickes und in besorgter Vorahnung, „schön is er schon, aber das ist jetzt echt nicht dein Ernst oder?“, nach all den Jahren kennst sie mich ja schon und meine Schwächen (zu meiner Verteidigung, Stärken hab ich auch, so ein oder zwei), „nein eh nicht“, meinte ich „aber stell dir vor, Urlaub Italien, im Piniengrünen Benz auf Pinienbaumbesetzten toskanischen Landstraßen, dahinschwebend auf Wolke 7, nein 14, weil S-Klasse (you know), aber hast eh Recht“. Dazu sollte der Werte Leser wissen, als schon stolzer Besitzer einer Fulvia von Lancia und einer Moto Guzzi älteren Baujahres bin ich ja eigentlich eh schon fast wunschlos Glücklich, fast. „Und überhaupt“ meinte Ich, „selbst wenn ich mitböte, der geht sicher um mehr Geld weg als ich bereit bin zu zahlen“. Insgeheim dachte ich ja schon anders, aber bevor meine klügere und vernünftigere Gefährtin mich mit Fußtritten aus dem Dorotheum jagt um ja keinen Blödsinn zu machen, war es wohl besser nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu legen.
Eine halbe Stunde später ging es dann ans Eingemachte, wir wechselten in den Versteigerungssaal und nahmen Platz. Hinter uns verfolgte ich eine Diskussion zweier Ferraribesitzer, „eigentlich macht mir das Fahren überhaupt keinen Spaß, jedes Mal irgend ein Auto bewegen zu müssen finde ich schon sehr mühsam, mir reicht der Besitz, das fahren interessiert mich gar nicht“. Echt schade, dachte ich mir, da bemühte sich der alte Enzo immer einen Wagen zu kreieren, der wunderschön, sauschnell und einfach Spaß machen soll und dann stellt sich jemand sowas einfach in die Ecke. Als würde man ein köstliches Dry Aged Beef einfach nur ansehen nur weil das kauen zu mühsam ist. Egal, das erste Fahrzeug welches ausgerufen wurde war ein VW Käfer, kein besonderer, aber lustig anzusehen wie jemand der offenbar dieses Auto unbedingt haben wollte seine Hand gar nicht mehr runternahm. Regungslos wie die Freiheitsstatue in New York streckte er seine Hand gen Himmel und wartete einfach ab wie der Preis in die Höhe ging und der Sensal „zum Dritten“ rief. Ergebnis: 4.000 € über Wert. Naja, er wollte ihn ja unbedingt.
In dem Moment hatte ich das Gefühl das alle Köpfe im Saal sich zu uns drehten, nur um zu sehen wer es denn gar so Spannend macht. „Zum Ersten, zum Zweiten, 7.000“. Na geh, dachte ich, so knapp davor. „Zum Ersten, zum Zweiten“, alle blickten zu mir rüber, „und zum ….“, 7.200, „ja ich weiß“, sagte ich als ich die Karte hob. Kurze Zeit später 7.400. Das war´s sagte ich, „aber lustig war´s“, und nachdem ich ein kleiner Fiesling bin, dachte ich treib ich den Preis noch einmal in die Höhe damit derjenige mehr bezahlen muss, wenn ich schon leer ausgehe. 7.600. „Aber jetzt ist wirklich Schluss“ und zum Beweis übergab ich die Bietertafel würdevoll meiner Gefährtin, um auch wirklich alle Eventualitäten ausschließen zu können. „Zum Ersten, zum Zweiten und 7.600 zum Dritten“ Ding.
„Upps, wir haben eine S-Klasse“ sagte ich zu meiner Liebsten. Zustimmendes Nicken und Thumbs up aller Beisitzenden um mich herum. „Wirklich guter Deal, ein schönes Auto“ kam es aus der Reihe hinter mir.
Und meine Liebste? Schlussendlich hat auch sie sich damit abgefunden. „Aber jetzt fahren wir damit in den Urlaub, oder?“, sagte sie lächelnd, „und wohin?“ fragte ich
„TOSKANA, what else…….“
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Guenther
28. Jun 2017
LG
Günther
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oldtimerschulung
28. Jun 2017
LG, Gerhard
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S-Klasse
08. Sep 2017
Melde Dich mal bei mir. Ich mach immer wieder S-Klasse Ausfahrten...
Gute Fahrt
Wolfgang
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